Es sind nicht die äußeren Umstände, die das Leben verändern, sondern die inneren Veränderungen, die sich im Leben äußern.“ (Wilma Thomalla)
Gerade beim Thema „Varianz“ und „Abwechslung“ beim Sprechen spielt „das Innere“ eine entscheidende Rolle. Nur wenn Du innerlich die richtige Rolle einnimmst, wird es Dir gelingen, unterschiedliche Facetten Deiner Stimme zu zeigen.
Tipp 1: Suche Dir Deine geeignete Rolle!
Unser Alltag ist vergleichbar mit einem Bühnenstück, in dem wir verschiedene Rollen spielen. Jeder weiß, welche Rolle er zu spielen hat – vor sich selbst und vor den anderen. Nehmen wir Celine als Beispiel: Vor ihren Freunden ist sie die coole Sportlerin, für ihren Chef die selbstbestimmte Macherin und für ihren Partner die verliebte Freundin. Je nach Rolle und Situation verändert sich ihre Wortwahl, ihr Auftreten, ihre Haltung und auch ihre Stimme.
Genau das zeigt, dass Du nicht nur diese eine Stimme hast, sondern vielfältige Möglichkeiten zu sprechen. Was Dir helfen kann, ist das Versetzen in eine Rolle – ein gewisser Persönlichkeitsanteil, der in Dir schlummert: Du kannst in eine selbstbewusste Rolle schlüpfen, Du kannst begeistert sein, wütend, verletzt, ungeduldig, gelassen oder sanft. Je besser Du die Anteile in Dir kennst und in diesen Facetten sprichst, desto erfolgreicher kannst Du dieses Potenzial auch in Deinen Alltags- und Business-Gesprächen nutzen.
Übung: Überlege Dir drei zentrale Eigenschaften von Dir, mache daraus Personen, z.B. „die Wagemutige“, und sprich in diesen Rollen nacheinander den folgenden Satz: „Achte auf Deine Gedanken, sie werden Deine Worte.“ – Wie klingt das für Dich?
Tipp 2: Bringe Energie in Deinen Körper!
Um bewusst und abwechslungsreich sprechen zu können, braucht Dein Körper eine gewisse Grundspannung und Energie. Je müder Du bist, desto schwerer wird es Dir fallen, Deine Stimme gut einzusetzen.
Die folgenden Übungen helfen Dir, Energie zu bekommen:
Strecke Dich weit und greife mit Deinen Händen links und rechts im Wechsel nach oben. Hab das Gefühl, Du möchtest Äpfel weit oben vom Baum pflücken.
Heb Deine beiden Arme nach oben und lasse sie entspannt nach unten fallen. Seufze dabei auf „mmhhh“ oder „aaahhhhh“. Das bringt Deiner Stimme die nötige Tiefe.
Nimm das Wort „Blubb“: Plustere Deine Wangen etwas auf und sage das Wort mehrmals nacheinander. Lass dabei dabei Deinen Unterkiefer ganz locker.
Sprich gut akzentuiert die Buchstaben K, T und P nacheinander und beobachte die Impulse in Deinem Bauch. Damit aktivierst Du Dein Zwerchfell.
Jetzt wird es lustig: Mache Grimasse, öffne Deinen Mund weit, streck die Zunge heraus und bewege sie in alle Richtungen. Das lockert Dein Mundwerkzeug.
Sprich den Satz „Kurt, der Kater, platzt mit Katzentatzen doch tatsächlich in die kunterbunte Stube“ sehr deutlich und nutze dabei mehrere Gesten.
Ich empfehle Dir, diese Übungen immer als Aufwärmung zu machen, bevor Du Deinen Tag startest. Am besten kannst Du die Energie halten, wenn Du im Stehen sprichst.
Tipp 3: Definiere Dir Sinneinheiten!
Monoton sprechen wir besonders dann, wenn wir ohne Punkt und Komma einfach reden, wenige Betonungen setzen und unsere Sprechmelodie fast nur auf einem Ton verharrt. Das ist auch genau der Punkt, ab dem Dir Deine Zuhörer nicht mehr folgen.
Um mehr Sprechmelodie zu bekommen, solltest Du Dir das, was Du sagst, in kleine Abschnitte untergliedern. Dabei kann sogar ein einzelner Satz in mehrere kleine Teile eingeteilt werden. Was bewirkt das? Die Idee ist, dass Du nun jede Sinneinheit in einer leicht veränderten Tonlage (tiefer, höher) und damit auch strukturierter sprichst. Dies erleichtert Deinen Zuhörern, inhaltlich mitzukommen.
Übung: Probiere es mit folgendem Text: „Überzeugend zu sprechen, ist heute
wichtiger als je zuvor. Die besten Ideen und Kompetenzen verpuffen, wenn wir nicht in der Lage sind, sie ausdrucksstark zu vermitteln.“ (Arno Fischbacher) – Bilde Dir Deine eigenen Sinneinheiten und variiere bei jeder Einheit mit Deiner Tonhöhe und Klangfarbe. – Wie verändert sich Deine Sprechmelodie? Du kannst gern am Anfang etwas übertreiben, aber setze die Übung später dezent ein.
Tipp 4: Setze Punkte, senke die Stimme!
Monotonie entsteht besonders auch dann, wenn wir am Satzende keine Pause machen und mit der Stimme nicht nach unten gehen. Wir schaukeln uns dann gern immer weiter nach oben und unser Gesagtes verliert an Struktur. Deshalb mein Tipp: Senke Deine Stimme, wenn Dein Satz zu Ende ist und mache eine kleine Pause. Dir kommt das vielleicht unheimlich lange vor, aber Dein Zuhörer wird es Dir danken. Du klingst außerdem viel souveräner.
Tipp 5: Die Anführungszeichen-Technik!
Um Abwechslung in Dein Gesprochenes zu bringen oder auch, um Wichtiges hervorzuheben, kannst Du die „…“-Technik nutzen. Stell Dir vor, du malst in der Luft die Anführungszeichen. Wenn Du dabei sprichst, wirst Du merken, dass Du kurz vorher eine kleine Pause einlegst. Und genau das ist es schon: Ein ganz kurzes Innehalten vor wichtigen Wörtern. Die kurze Pause löst eine Art Überraschungseffekt aus und das, was Du danach sagst, bekommt mehr Aufmerksamkeit und klingt strukturierter.
Übung: Nimm den folgenden Text und probiere vor verschiedenen Wörtern, eine kleine Pause einzulegen:
„Nicht nur für den Weg zum Traumjob ist es eine Geheimwaffe, sich mit Stimme und Ausdruckskraft zu beschäftigen.“ (Arno Fischbacher)
Wie kannst Du das weiter üben?