Kommunikationserfolg durch mehr Stimmbewusstsein & Emotionsmanagement.

Was hat die Stimme mit Emotionen zu tun?

Über die Stimme kommen unsere Emotionen ans Tageslicht. Je nachdem, welche Emotion Du spürst, so klingt Deine Stimme etwas anders. Doch was genau verändert sich? 

  • Wir sprechen viel höher, wenn wir begeistert sind. 

  • Unsere Stimme ist zittrig, leise und wir sprechen langsamer und behauchter, wenn wir traurig sind. 

  • Bei Wut oder Ärger betonen wir viel stärker und die Stimme klingt viel härter und abgehackter, auch lauter. 

  • Sind wir fordernd, drückt sich dies über ein schnelleres Sprechtempo aus, wir sprechen lauter und artikulierter, betonen manche Wörter stark und haben mehr Druck in der Stimme. 

  • Bei Unsicherheit klingen wir zögerlich, leiser und manchmal auch viel höher. 

  • Gelassenheit lässt sich an mehr Pausen, langsamerem Tempo, mehr Weichheit und einer fast schon singenden, verbindenden Stimme erkennen. 

Man erkennt an den wenigen Beispielen schon viele Facetten, wie die Stimme klingen kann und was genau ein Indikator für eine bestimmte Emotion sein kann. Diese Erkenntnis kann uns zum einen dabei helfen, uns selbst besser auszudrücken – aber auch dabei, die Emotionen und Gefühlslagen anderer besser einzuschätzen und darauf zu reagieren. 

 
Was genau ist eigentlich eine Emotion? 

Emotionen (auch Affekte) sind schnell auftretende und auch schnell wieder abflauende Gefühle, die eine konkrete Ursache haben und das Verhalten maßgeblich steuern können (Zeelenberg & Pieters, 2006; Nabi, 2003). Dagegen abzugrenzen sind Stimmungen, welche eher längerfristig anhalten, weniger intensiv sind und damit auch weniger Einfluss auf unser Verhalten haben (Zillmann, 2004). Nach dem Zwei-Faktoren-Modell (Schachter & Singer, 1962) benötigt eine Emotion sowohl eine Erregung (arousal) als auch eine Bewertung (appraisal). Die Erregung bestimmt die Intensität der Emotion, aber erst die Bewertung anhand von kognitiven Strukturen lässt eine konkrete Emotion entstehen. Damit lassen sich Fühlen und Denken nicht trennen, ohne kognitive Verarbeitung bleibt es lediglich eine Erregung. 

 

Brauchen wir Emotionen eigentlich im Business? 

Gerade im Business versuchen wir, Emotionen nicht immer offen darzulegen: sei es wegen Professionalitätsfanatismus (=Emotionen haben im Business nichts verloren) oder aus Angst vor Ablehnung.

Aber: Emotionen sind für unser alltägliches Leben unabdingbar, da sie Entscheidungen beschleunigen können und auch ein Leitstern bzw. Motivation für unsere Handlungen darstellen. Menschen streben danach, positive Emotionen zu maximieren, negative zu minimieren (Loewenstein & Lerner, 2003). Eine sehr wichtige Funktion im sozialen Kontext ist die Einschätzung von Absichten anderer und damit die Einordnung in die soziale Gemeinschaft. Jede Emotion ist unweigerlich mit einem Ziel verbunden. So führt Ärger dazu, den Auslöser des Ärgers zu bestrafen, während Traurigkeit den Willen zur Unterstützung des Betroffenen auslöst. Emotionen sind damit im sozialen Miteinander äußerst wichtig. 

Demnach ist die Stimme nicht nur ein „Verräter“, sondern auch „der beste Freund“, denn sie transportiert die im Inneren gespürten Emotionen nach außen. 

 

Warum macht eine Kontrolle von Emotionen Sinn? 

Eins ist klar: Das Kontrollieren von Emotionen kostet Energie. Manchmal sogar sehr viel. Deshalb sollten wir damit haushalten. Es gibt aber immer wieder Situationen, in denen eine Art Kontrolle und ein entsprechender Werkzeugkoffer, wie das genau geht, sinnvoll sein kann. Warum sinnvoll? – Weil es für Dich und Dein Ziel erfolgversprechender ist. 

Frauen haben in der Regel einen sehr guten Zugang zu ihren Gefühlen – einer ihrer Leitsätze könnte sein „Ich fühle, also bin ich.“ Sie drücken diese Emotionen deshalb gern und in vielen Situationen aus. In der Kommunikation mit einem Mann kann genau das manchmal kontraproduktiv sein, da sich Männer hier üblicherweise zurückziehen. Warum? Weil sie die Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, in der Regel nicht so gut entwickelt haben. Während die Frau es als befriedigend empfindet, z.B. ihrer Emotion Ärger freien Lauf zu lassen, führt dies nicht zur erwarteten verständnisvollen Kommunikation, sondern eher in eine Sackgasse. (Bust, 2019)

Oft sind es auch alte Gefühle, die reaktiviert und nicht selten durch einen eher banalen Anlass ausgelöst werden. Ein aktuelles Beispiel: Frauen fühlen sich derzeit verstärkt als Opfer, sie sehen in vielen Männern die typische Männerwelt, die sie grundsätzlich benachteiligt. Dies führt bei den kleinsten Gegebenheiten (z.B. wenn ein Mann für einen Präsentationstermin auserkoren wird) dazu, dass starker Frust und Beleidigtsein entsteht. Auch ausgedrückt über die Stimme. 

In diesem Moment wäre es sinnvoll, sich mit seiner Gefühlswelt zurückzuziehen und die eigenen Emotionen zu kontrollieren und zu hinterfragen. Auch wenn Frau gerade wieder das Bedürfnis verspürt, die gesamte Ungleichbehandlungsgeschichte der Frau vehement zu beklagen. Ja, es ist Fakt, dass Frauen immer noch benachteiligt werden. Aber wir ändern es nicht, indem wir jeden Mann per se verurteilen. Wir wirken als Frauen viel stärker, wenn wir mit derartigen kleinen Situationen gelassener umgehen, anstatt unserem Negativismus freien Lauf zu lassen. Und es dient einem Ziel: mehr Gleichberechtigung – auch wenn wir kurzfristig gegen unsere Gefühle handeln müssen. 

Leila Bust hat es sehr schön formuliert: 

„So scheint es mir ratsam, Gefühle als das zu betrachten, was sie sind: Teil unserer Persönlichkeit, Schaltungen im Gehirn, die wir aufgrund bestimmter Erfahrungen angelegt und stabilisiert haben und die nun auf Automatik stehen. Diesen Automatikknopf können wir jedoch ausstellen. Der notwendige Schritt dafür ist, sich nicht mit den eigenen Gefühlen zu identifizieren. Sie haben keinen absoluten Wert. Wenn es gelingt, gibt das Freiheit – die Freiheit, zwischen verschiedenen Möglichkeiten unseres Verhaltens zu wählen.“

Und um genau diese Art der Kontrolle von Emotionen mit Hilfe der Stimme geht es mir. Durch die Macht über die eigene Stimme zu mehr Freiheit und Handlungsspielraum gelangen. Und dabei sich selbst in Summe dennoch treu zu bleiben. Den Handlungsspielraum bekommt man aber nur, wenn man lernt, über Stimmbewusstsein und Stimmtechnik die eigene Stimme zu steuern. 

Wie denkst Du darüber?

 

Quellen: 

Bust, Leila (2019). Weiblichkeit leben. Die Hinwendung zum Femininen. Hamburg: Ellert & Richter Verlag GmbH. 

Kühne, R. (2013). Emotionale Framing-Effekte auf Einstellungen: Ein integratives Modell. Medien & Kommunikationswissenschaft, 61, 5–20. 

Loewenstein, G. & Lerner, J. (2003). The role of affect in decision making. In R. Davidson, K. Scherer & H. Goldsmith (Hrsg.), Handbook of affective sciences (S. 619–42). New York, Oxford: Oxford University Press. 

Nabi, R. L. (2003). Exploring the Framing Effects of Emotion: Do Discrete Emotions Differentially Influence Information Accessibility, Information Seeking, and Policy Preference? Communication Research, 30(2), 224–247. 

Schachter, S. & Singer, J. (1962). Cognitive, social, and physiological determinants of emotional states. Psychology Review, 69, 379–399. 

Zeelenberg, M. & Pieters, R. (2006). Feeling is for doing: A pragmatic approach to the study of emotions in economic behavior. In Social Psychology and Economics (S. 117–137). Mahwah, NJ: Erlbaum. 

Zillmann, D. (2004). Emotionspsychologische Grundlagen. In R. Mangold, P. Vorderer & G. Bente (Hrsg.), Lehrbuch der Medienpsychologie (S. 101–128). Göttingen, Bern, Toronto, Seattle: Hogrefe Verlag.